Leseprobe 2

Kapitel 2

Francisco lehnte sich an die Wand im Foyer der Wache und schloss die Augen. Meist war er der Erste beim Antreten, weil er auf die Gesellschaft der Kameraden verzichten konnte. Das waren Flachköpfe, außerdem schmerzte es, Rob und Marek zusammen zu sehen. Alles gute Gründe, den Gemeinschaftsraum zu meiden.
Er brauchte nur noch ein paar Minuten Ruhe, um seine Gedanken zu sortieren. Diese Momente saugte er in sich auf, er brauchte sie, weil er sich sonst nicht spürte. Sobald er über sich nachdachte, geriet er irgendwie ins Schwimmen, er bekam nur Dunkelheit zu fassen und konnte sich nicht als Persönlichkeit empfinden. Was war los mit ihm?
Rob war sein Grashalm gewesen, an dem er verzweifelt versuchte, sich festzuhalten, während seine ganze Welt zerfaserte und sich in Nichts auflöste. Für seine Familie in Venezuela existierte er nicht länger, er war für sie buchstäblich gestorben. Um Rob zu retten, hatte er seinen Onkel mit den kriminellen Machenschaften ans Messer liefern müssen – und die Doras verziehen niemals einen Verrat, sogar, wenn er den mütterlichen Familienzweig der Alfaros betraf, den sie hassten. Keine Petrodollars, kein Ansehen, keinen Namen, noch nicht einmal das schlechte Gewissen, die arme Bevölkerung seines Landes auszubeuten. Er hatte keinen Anteil mehr daran, von seinem privilegierten Leben war nichts übrig geblieben. Wer war dieser Francisco Dora, wenn er seine Wurzeln verloren hatte?
Jetzt stand er hier, die kalte Mauer im Rücken. Nie hatte er Feuerwehrmann werden wollen, noch nicht einmal der Wunsch, anderen Menschen zu helfen, war seinem Inneren entsprungen. Als verwöhnter Bengel dachte er nur an sich, bis man ihn umerziehen wollte, weil er sich in einen Mann verguckt hatte. Danach ergriff er die erste Gelegenheit zur Flucht – nur, um von seinem Onkel in dieses perfide Spiel hineingezogen zu werden, das den Rest seines Lebens zerstört hatte.
„Hey!“, begrüßte ihn plötzlich jemand, der direkt vor ihm stand, und Francisco riss die Augen auf. Verdammt, sein Herz raste! Der Kerl hätte ihm genauso gut die Füße wegtreten können. Er war ein Riese und vorn auf seiner Kehle prangte die Tätowierung eines Vogels mit ausgebreiteten Schwingen.
„Hey“, brummte er zurück und musterte die markanten Züge, die durch den dunkleren Hals förmlich leuchteten. Und dieses eisblaue Funkeln machte ihn aggressiv. Warum starrte ihn der Typ so an? „Francisco.“
„Ich bin Erik, aber alle nennen mich Ace.“
Was für eine Stimme. Das war also sein neuer Partner, mit dem er jetzt Dienst schieben musste. Mit Sicherheit saß er wieder auf dem Rettungswagen, der Sanitäterjob klebte an ihm wie ein Fluch. Aber es war ihm gleichgültig, mit wem er die Patienten durch die Gegend schubste, wenn nur die Zeit bis zum Schichtende schnell verging. In seinem Zimmer auf dem Campus der Feuerwehrakademie hatte Francisco Zeit zum Nachdenken und Lesen. Das nannte er Feierabend, er tauchte in fremde Geschichten ab, flüchtete in andere Leben, weil er kein eigenes besaß.
„Hi, Erik.“ Francisco versuchte, den Blick so ungerührt wie möglich zurückzugeben, als er taxiert wurde. Mit verschränkten Armen kamen Eriks Muskeln gut zur Geltung, aber er war anscheinend tätowiert bis zum Arsch. Ob es außer dem Gesicht noch freie Stellen auf seiner Haut gab?
Harte Jungs hatten was, doch dieser Bursche trug das sehr offensichtlich vor sich her. Ob er wirklich so hart war? Die Frage kitzelte etwas in Francisco, es juckte ihm in den Fingern, seine Faust in die coole Visage zu schlagen.
„Ace!“ Marek kam sichtlich erfreut auf ihren Neuzugang zu und zog ihn in eine herzliche Umarmung. Natürlich hatte sein ehemaliger Ausbilder Rob im Schlepptau, seinen Ehemann.
„Techno, verdammter Halunke!“ Die beiden drückten sich wie alte Freunde und auch Rob nahm Erik kurz in die Arme. Wie herzerwärmend, dafür betrachteten ein paar Kollegen, die mit den beiden zum Antreten erschienen waren, seinen Partner wie ein lästiges Insekt. So ganz neu war Erik in Barmbek nicht, offensichtlich erinnerten sich einige an ihn. Interessant.
Francisco wusste, wie sich solche Blicke anfühlten. Man absorbierte sie, nahm sie in sich auf, wo sie die Dunkelheit nährten. Auch, wenn man nach außen unbeeindruckt tat.
Diese Fassade beherrschte Erik professionell, alles schien von ihm abzuprallen. Warum imponierte Francisco sein Auftreten insgeheim? War sein Thron als „Enfant terrible“ in Gefahr? Eine Misswahl würde er hier zumindest nicht gewinnen.
Aber Marek hatte sich auch nie so gefreut, ihn zu sehen. Noch nicht einmal Rob. Ein dumpfer Schmerz stieg in Francisco hoch.

***

Die lauwarmen Worte waren vorbei und selbst ihr neuer Schichtführer Hinrichs, der Herrn Kallupke abgelöst hatte, musste sich etwas aus den Fingern saugen, um Erik willkommen zu heißen. Bei der Wachleitung war er wohl auch nicht so wohlgelitten. Das machte Francisco beinahe neugierig, was der Mann auf dem Kerbholz hatte.
Mit unbewegtem Gesicht hatte Erik ihre Einteilung auf den zweiten Rettungswagen hingenommen. Der Fluch schlug wieder zu und Francisco hätte gerne gewusst, was Erik für ein Typ war. Wahrscheinlich haute er lieber in einem richtigen Feuer drauf, als Patienten zu behandeln. Das hätte er selbst auch vorgezogen, aber er hatte nie eine Wahl gehabt.
„Bist du Rettungsassistent?“, fragte er zur Vorsicht, denn so ein paar Eckdaten musste er schon wissen. Immerhin ging es im Ernstfall darum, wie weit sie medizinische Eingriffe im RTW ausführen durften.
„Notfallsanitäter. Lass mich mal machen“, gab Erik zurück, als wäre es das Normalste von der Welt. Er schaffte es, das nicht oberlehrerhaft rüberzubringen, obwohl er die weitaus bessere Ausbildung hatte. Francisco wusste selbst, dass er noch ein Anfänger war, die Hauptverantwortung würde also bei Erik liegen. Da war er gleich beruhigter, denn er wollte sich im Dienst keinen Ärger einhandeln.
Rob und Marek gehörten mal wieder zur Besatzung des HLF, des Löschfahrzeugs. Sie schienen dieses Privileg gepachtet zu haben und bildeten mit Hubsi, Leonie und Smitti ein festes Team. Da war Rob ja gut reingerutscht, denn die Frischlinge wurden gern auf dem Krankenwagen eingesetzt. Das war ein Knochenjob, eigentlich stand der Alarm nie still, aber der Kronprinz hatte das nicht nötig.
So ganz bekam er Rob nicht vom Schirm, so sehr er auch versuchte, ihn und seinen Ehemann zu ignorieren. Als er von ihrer Unterhaltung das Wort „Stallion“ aufschnappte, weckte es Franciscos Aufmerksamkeit. In diesem Bumsschuppen war er mit Rob gewesen, als er noch ein wenig Hoffnung gehabt hatte, er wäre an mehr als nur Fummelei mit ihm interessiert. Am gleichen Abend fing er sich eine Kugel am Hals ein, während ein Naziaufmarsch vor dem Club eskalierte. Marek brachte Rob aus der Schusslinie, dadurch war Francisco mittenhinein geraten.
Für seinen damaligen Partner hatte er alles aufgegeben und wäre auch für ihn gestorben. Mit Rob sammelte er erste romantische Erfahrungen, aber er gab ihm nicht den Hauch einer Chance, sein Herz für sich zu gewinnen. Klar, Francisco hätte den Hintern hinhalten können, aber das war nicht das, was er unter Liebe verstand. Dann war er eben der „Klemmi“, so hatte ihn Rob immer genannt, – er besaß Ehrgefühl.
Trotz stieg in ihm auf: Sie gingen wieder ins Stallion? Dann war er dabei. Aus einem seltsamen Grund, der ihm auch gerade nicht so ganz klar war. Vor allem wollte er sich nicht vorstellen müssen, wie die beiden sich dort miteinander vergnügten.
„Wann wollt ihr in den Club? Ich komme mit“, sagte er zu Marek. „Mir hat es da ganz gut gefallen, ich schaue mir den Laden noch mal in Ruhe an.“ Niemand sollte es wagen, ihn anzufassen, aber er konnte sich seiner Haut wehren. Er war ja auch nicht allein da.
Mit gerunzelter Stirn schaute ihn Marek an. „Nur, wenn du einen Begleiter hast, Dora. Ansonsten kannst du zwar machen, was du willst, aber du gehst nicht mit uns dorthin. Das ist gefährlich für ein Greenhorn und wir brauchen keinen Zuschauer.“
Rob schaute ihn schweigend an und Francisco schämte sich mit einem Mal, sich so unbedacht und jenseits jeder Vernunft in die Geschichte eingeklinkt zu haben. Was hatte er sich dabei gedacht? Jetzt sah er nicht nur aus wie ein eifersüchtiger Idiot, sondern auch noch wie ein Spanner.
„Ich gehe mit dir“, sagte Erik und Marek nickte ihm schmunzelnd zu.
In diesem Moment war Francisco sprachlos. Sein neuer Partner stand auf Kerle? Und war bereit, ihn zu begleiten? Ins Stallion?
Er musste ihn selten dämlich angeschaut haben, denn Erik grinste breit. „Mach den Mund zu, Doretta. Sind zwar noch keine Fliegen unterwegs, aber man weiß ja nie.“
Na toll, jetzt machte er sich auch noch vor diesem supercoolen Typen zum Deppen, das passte Francisco gar nicht. Sein Gesicht brannte.
Dafür knuffte Erik ihn freundschaftlich, als der Alarm losging. „Zweiter RTW, wir sind dran.“
Verzweifelt schnappte sich Francisco sein Buch und steckte es sich hinten in den Hosenbund. Wie gern wäre er jetzt einfach in seinem ruhigen Zimmer gewesen. Aber okay, entweder er fuhr oder er widmete sich seiner Lektüre, denn nach Reden stand ihm nun wirklich nicht der Sinn.
Hatten sie ein verfluchtes Date? Ihm wurde ganz schwindelig.

***

Wie selbstverständlich stieg Erik auf der Fahrerseite in den Rettungswagen. Damit war wohl klar, dass er hier der Boss war. Zumindest war es keine Frage wert, wer das Steuer übernahm, das fuchste Francisco ungemein. Lazy hatte er gern den Vortritt gelassen und sich als Assistent hinten eingereiht, aber im Moment war er angepisst.
Es war nicht unbedingt sein Ding, Verantwortung zu übernehmen, dafür interessierte ihn sein Job zu wenig, doch Erik weckte Widerspruch in ihm. Er sollte ihn nicht für ein Brötchen halten, Francisco spürte, wie ihn der Kerl mit seiner reinen Präsenz piekste. Schon allein dieses nach hinten gedrehte Cap. Das trug man nicht im Dienst und es regte ihn auf. Mr. Obercool.
„Willst du wissen, warum ich für viele der Arsch bin?“, fragte Erik plötzlich geradeheraus und Francisco wäre beinahe die Kinnlade heruntergeknallt. Was sollte das werden? Seelenstriptease?
„Nein.“
Auf so ein Gespräch ließ er sich nicht ein, denn im Anschluss würde die Frage kommen, warum er nicht dazugehörte. Was das mit Rob war. Das war offensichtlich, aber er wollte ganz sicher nicht mit dem Neuen darüber reden. Demonstrativ zog er das Buch aus seinem Hosenbund und legte es vorn auf die Ablage. Wenn er flüchten musste, konnte er seine Nase darin verstecken. Außerdem drückte es beim Sitzen.
„Sag mal die Adresse an, wenn du die Zähne auseinander bekommst, Doretta.“
„Nenn mich noch einmal so und ich poliere dir die Fresse“, grummelte Francisco. „Innenstadt, Fußgängerzone. Frau mit Krampfanfällen.“ Er fügte noch den Straßennamen hinzu, wo die Verletzte zu finden sein sollte.
Wortlos schaltete Erik das Horn ein und fuhr recht forsch in den fließenden Verkehr. Eine Blaulichtfahrt mit dem Kerl würde wahrscheinlich ein Abenteuer werden, denn die anderen Autofahrer hatten sich nach ihm zu richten, er hielt einfach drauf. Francisco atmete tief durch und hielt sich fest.
„Mach mal sachte, wir sind gleich da. Du solltest keine Passanten vor dir herjagen“, bemerkte er, als Erik in die verkehrsberuhigte Zone einbog und das Tempo nur leicht drosselte.
„Solche Anfälle können viele Ursachen haben, wir müssen uns beeilen.“ Erik ließ das Signalhorn aufheulen, weil ein paar Fußgänger sie nicht bemerkt hatten. Alarmiert sprangen sie zur Seite und drehten sich zu ihnen um. „Da drüben winken Leute. Schnapp dir sofort die Tasche und komme um den Wagen, ich übernehme die Untersuchung.“
„Ja, Meister!“, antwortete Francisco grimmig. Okay, der Kollege erledigte zielstrebig seinen Job, das musste man anerkennen. Trotzdem war er kein Befehlsempfänger.
„Loslassen!“ Das Kommando saß, nachdem Erik neben der kleinen Gruppe gehalten hatte und sofort ausgestiegen war. Die beiden Männer, die die Verletzte auf den Boden gedrückt hielten, entließen sie beinahe erschrocken aus ihrem Griff.
„Danke, man sollte das Schlagen nicht unterdrücken, sie wird auch so ausreichend Muskelkater haben“, erklärte Erik ruhig und kniete sich neben die wild zuckende Frau, um ihren Brustkorb mit dem Stethoskop abzuhören. Vorher hatte er geprüft, ob sie frei atmen konnte. Unter seinen Händen schien sie sich ein wenig zu beruhigen. „Wie lange krampft sie schon?“
„Sie hat aufgeschrien und ist dann mit Schaum vor dem Mund hingefallen. Danach haben wir Sie sofort angerufen“, erklärte einer der Helfer, ein älterer Herr, und betrachtete irritiert Eriks Tätowierungen. „Das hörte auf und fing gerade erst wieder an, als Sie heranfuhren.“
„Danke.“ Ungeduldig winkte Erik ihn zu sich und Francisco stellte die Tasche neben ihm ab. „Ich suche nach einem Ausweis, Epileptiker tragen den normalerweise bei sich“, sagte Erik und griff in die Jacke, die man unter den Kopf des Opfers gestopft hatte. Dann blätterte er in einem Notfallpass. „Gib mir Midazolam. Der Anfall dauert zu lange, sonst würden wir einfach abwarten, bis er vorbeigeht.“
Während Francisco ratlos in ihren Medikamentenvorrat starrte, stand Erik auf und holte die Rollliege aus dem Rettungswagen. „Komm, hilf mir, wir heben sie auf zwei hoch, dann verletzt sie sich nicht.“
Verdammt, Lazy hatte ihm immer gesagt, wofür das Mittel war, ihm nicht nur den Namen genannt. Die Medikamente waren nach ihrer Wirkung sortiert. Es dauerte kurz, bis Francisco die Ampulle gefunden hatte, dann reichte er sie Erik, nachdem sie die Frau auf der Liege festgeschnallt hatten. Noch immer paddelte sie mit den Armen und krampfte sich zusammen.
„Danke, Engelchen.“ Erik grinste ihn dreckig an und spritzte ihr die Flüssigkeit in die Mundhöhle. Sein Partner war die reinste Provokation auf Beinen.
Sie brachten die Patientin in den RTW, um sie vor den Blicken der Umstehenden zu schützen. „Halte ihr mal die Hand, sie müsste jetzt schnell zu sich kommen. Ihr Name ist Martina Krebber“, wies ihn Erik an, als die Türen geschlossen waren.
Fürsorglich breitete er die Rettungsdecke über sie aus und desinfizierte kurz die kleinen Abschürfungen, die sie sich zugezogen hatte. Dabei ging er behutsam vor und erstaunte Francisco. Für einen Arsch stellte sich Erik gut an.
Die Hand in seiner begann sich langsam zu bewegen, die Finger drückten kaum merklich zu, ansonsten sah die Frau jetzt aus, als würde sie schlafen. Francisco spürte plötzlich eine unglaubliche Ruhe und blickte dann in zwei panisch aufgerissene Augen, nachdem die Lider geflattert hatten.
„Bin ich wieder hingefallen? Was ist passiert?“, fragte sein Schützling gehetzt und er lächelte sie an.
„Es ist alles okay, Frau Krebber, Sie hatten einen Anfall, der sich ziemlich lang hingezogen hat. Sie haben ein paar Leute erschreckt und kleine Kratzer abbekommen, aber mehr ist nicht geschehen.“ Sie hatten ihrer Patientin geholfen und er war auch daran beteiligt. Lazy hatte ihn immer das Material aufräumen und verstauen lassen, aber jetzt schaute er ihr direkt ins Gesicht. Das fühlte sich gut an und plötzlich lächelte sie zurück.
„Vielen Dank.“ Langsam wurde sie ruhiger und atmete tief durch. „Normalerweise merke ich, wenn ein Anfall kommt. Aber heute hat es mich überrascht, ich war länger ohne Beschwerden.“
In der Zwischenzeit hatte Erik Ordnung gemacht und stand nun schmunzelnd neben ihm. „Kann es sein, dass Sie ein Gläschen getrunken haben? Ich habe erst gedacht, Sie wären vielleicht Diabetikerin im Zuckerschock, weil ich den Alkohol gerochen habe, aber der Ausweis hat das aufgeklärt.“
Betreten biss sie sich auf die Lippe. „Ich hatte nur einen Wein. Bisher war ich ganz gut eingestellt mit den Medikamenten und habe das wohl unterschätzt. Es tut mir sehr leid.“
Erik nickte. „Wir fahren Sie jetzt sicher nach Hause, wo Sie sich erstmal etwas hinlegen sollten. Bleiben Sie bitte angeschnallt.“ Er zwinkerte Francisco beim Aussteigen zu. Engelchen, na warte.
Auch Francisco setzte sich, auf dem Sitz neben der Rollliege hatte er festen Halt während der Fahrt. „Machen Sie sich keine Gedanken, jeder ist mal ein bisschen leichtsinnig“, tröstete er Frau Krebber, die noch immer schuldbewusst aussah. „Es ist doch wunderbar, wenn Sie zeitweise Ihre Krankheit vergessen können.“
Das meinte er so und wunderte sich, dass er sich wirklich für sie freute. Bisher hatte er die Distanz zwischen ihm und den Patienten nie überwunden.
„Du hattest noch nicht allzu viel Feindberührung, oder?“, fragte ihn Erik, als sie Frau Krebber vor ihrem Haus abgesetzt hatten und sie wohlbehalten in der Wohnung angekommen war.
„Was meinst du?“ Es fiel Francisco gar nicht so leicht, sich wieder betont zugeknöpft zu geben. Eigentlich wollte er noch nichts Persönliches mit Erik teilen.
„Das befriedigende Gefühl, einem Menschen in Not geholfen zu haben, ist dir anscheinend neu. Zumindest sah es für mich so aus“, stellte Erik fest und grinste wieder unverschämt. „Aber ich gebe dir als Hausaufgabe auf, dir die Namen der Medikamente einzuprägen und ihr Anwendungsgebiet. Wir trainieren demnächst öfter, wie du sie in kürzester Zeit aus der Tasche zauberst. Sonst rupfe ich dir den Sack.“
Bah, sollte er nur kommen. Aber Francisco fluchte leise, dem Kerl entging auch gar nichts.

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